Kunstgegenstände und Objekte aus natur­wissenschaftlichen, ethnologischen oder ähn­lichen Sammlungen verlangen eine grundsätzliche Ent­scheidung: Möchtest Du das Sammlerobjekt sachlich festhalten, gewissermaßen also ein fotografisches Dokument schaffen? Möchtest Du den ästhetischen Reiz des Gegenstandes zum Ausdruck bringen, oder viel­leicht den Versuch machen, diesen Gegen­stand in historischer oder anderweitig ent­sprechender Beziehung zu zeigen und damit zu deuten?

Im ersten Fall erstellst Du eine Sachauf­nahme, die den Gegenstand objektiv-nüch­tern mit all seinen Einzelheiten — auch Feh­lern und Beschädigungen! — abbilden soll. Fotografische Effekte sind dabei unange­bracht, perspektivische Verzerrungen und jegliche Unschärfe machen die Aufnahme wertlos. Sie muß gewissermaßen maßstabs­getreu und nachmeßbar sein, weshalb es sich in vielen Fällen empfiehlt, am Bildrand ein Zentimetermaß mit abzubilden. Je sachlicher eine Aufnahme ausfallen soll, desto präzisere Technik verlangt sie. In einigen Fällen kann man sich mit einer Digitalen Spiegelreflexkamera, bestückt mit Balgengerät und einem Objektiv von 105 bis 135 mm Brennweite durchmogeln — dann nämlich, wenn keine perspektivischen Verzerrungen zu korrigieren, keine große Objekttiefe scharf abzubilden und keine fei­nen Details herauszuarbeiten sind. In allen anderen Fällen ist eine verstellbare, tech­nische Kamera vom Format 9 X 12 cm/4 x 5″ mit doppeltem Auszug und einem Objektiv, dessen Brennweite mindestens der Dia­gonale des verwendeten Formates entspricht (= Normalobjektiv), Voraussetzung für gute Aufnahmeergebnisse. Bei Schwarzweißaufnahmen verwende entweder feinkörnige Emulsio­nen von 15 bis 22 DIN, die Sie weich ent­wickeln oder ein großes Digiback. Farbaufnahmen sind besonders kritisch, denn sie sollten nicht die Spur eines Farb­stiches aufweisen.

An einer Beleuchtungsausrüstung wird im Idealfall kein großer Anspruch gestellt: Wo es irgend möglich ist, verwende schattenloses Tageslicht, „Nordlicht“ ohne Sonne. Kein Licht zeichnet genauer, klarer und obendrein noch so angenehm. Sorge lediglich dafür, daß dieses Licht den Gegenstand von der richtigen Seite her er­faßt — auch schattenloses Licht hat seine Hauptrichtung! —, damit es Gliederung, Relief oder dergleichen hervortreten lassen kann. Die „Schattenseite“ ist gegebenenfalls durch eine weiße Reflexfläche aufzuhellen (= Auf­hellen, Streulicht).

Für ein sachliches Motiv benötigst Du einen ebenso sachlichen Hintergrund. Am besten eignet sich neutralgrauer Karton, bei großen Gegenständen auch neutralgraues Rollen­papier, vor dem sich die Konturen klar ab­zeichnen. Bei weißem Hintergrund ergeben sich durch Überstrahlung oftmals zart unscharfe, „ausgefressene“ Konturen, während ein schwarzer Hintergrund nur helle Kontur­linien absolut klar hervortreten läßt. Graue Gegenstände und solche, deren Färbung als Grau wiedergegeben wird, sollten nicht vor grauem Hintergrund fotografiert werden, solange sie nicht aus Metall sind und typischen Metallglanz aufweisen. Bei ihnen ist zwischen weißem oder schwarzem Hintergrund zu wählen. Für Farbaufnahmen ist der neutralgraue Hintergrund in fast allen Fällen angebracht, da er keinen Reflex-Farb­stich hervorruft.

Kleinere Gegenstände verlangen (=) Nah­aufnahme-Technik. Sie werden meist liegend von oben oder schräg oben aufgenommen. Setze die Kamera auf ein festes Stativ und richte sie so aus, daß die Hauptebene des Gegenstandes und die Filmebene (Kamerarückteil) zueinander parallel stehen. Bei technischen Kameras kannst Du dazu das Rückteil entsprechend schwenken (= Großbildfotografie). Anschließend stelle bei offener Blende auf das Ende des vorderen Motivdrittels scharf und blende ab, bis alles scharf erscheint. Nun schließe die Blende sicherheitshalber um einen weiteren Wert. Verwendest Du einen Filter, so stelle unbedingt mit dem Filter vor dem Objektiv scharf — ein Filter kann die Brennweite deines Objektivs geringfügig verändern, Was im Nahbereich jedoch bereits zu Unschärfen führen kann.

Gefiltert wird bei Schwarzweißaufnahmen nur, wenn es gilt, den Unterschied zwischen Farben herauszuarbeiten, die ungefiltert mit dem gleichen Grau­wert wiedergeben würden. Diese Gefahr be­steht besonders bei gebrochenen Gelb-, Grün- und Rottönen von annähernd gleicher Helligkeit. In solchen Fällen empfehle ich, stets eine gefilterte und eine ungefil­terte Aufnahme zu machen.

Die Belichtung misst Du am sichersten mittels einer Graukarte. Anschließend rech­nest Du gegebenenfalls die (=) Auszugsverlängerung und den ( =) Filterfaktor in den Belichtungswert ein. Und wenn du sodann passend zu deiner feststehenden Blende auf eine Belichtungszeit von mehr als einer Sekunde kommst, berücksichtige bei Filmmaterial bitte den (=) Schwarzschildeffekt.

den und den Ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln ab. Als Hinter- und Untergrund für antike Stücke eignen sich besonders altes Holz — poliert oder durch vielen Gebrauch abgegriffen —, und alte Stoffe — Seide, Brokat, Samt oder dergleichen. Ein antiker Kerzen­halter, Kupferstich, ein Buch mit schönem Ledereinband oder ähnliches eignen sich als Beiwerk. Wichtig aber ist vor allem eines: Vergessen Sie bei all dem Arrangieren nicht, worum es eigentlich geht! Nur ein Gegen­stand kann Schwerpunkt Ihrer Komposition sein. Alle anderen bringen Sie am besten nur angeschnitten oder eventuell auch unscharf aufs Bild.

Mache deine Farbaufnahmen nicht bei dem schönen „Nordlicht“, sondern mit einem Elektronenblitz. Falls dieser zu schwach ist, um die nötige, starke Abblendung zu erlauben, halte den Verschluß offen und löse den Blitz mehrmals aus (= Blitz­lichttechnik). Dazu musst du allerdings den Raum verdunkeln, in dem du sie Auf­nahmen machst. Durch den Elektronenblitz können leichte Farbverschiebungen auftreten, die durch Bildbearbeitung angepasst werden können. Sollten die Aufnahmen zu bläu­lich oder zu rötlich erscheinen mache vorher einen Weißabgleich.

Geht es dir jedoch vor allem um den ästhetischen Reiz deines Aufnahmegegenstan­des, willst du ihn historisch deuten oder in irgendeiner anderen Hinsicht mit Zeit und Raum verbinden, so braucht es mit der „Dokumententreue“ nicht so genau zu sein. An die Stelle strenger Sachlichkeit tritt der subjektive Eindruck, den du vermitteln möchtest. Das kann man natürlich mit jeder guten Kamera (DSLR, Systemkamera, Smartphone,…). Verzerrung und Schärfe bzw. Unschärfe sind nunmehr Gestaltungsmittel, die wohlüberlegt zu handhaben sind, wie es dem Motiv angemessen erscheint. Trotzdem möchte ich aus der Erfah­rung raten, das eigentliche Motiv scharf zu halten, und Verzerrungen nur dort einzuset­zen, wo sie die Aussagekraft steigern kön­nen, die dem Motiv innewohnt. Um mit einem Beispiel zu sprechen: Verzerren eine fratzenhafte Tanzmaske, so kann das die motiv-eigene Wirkung steigern. Verzerrst du einen Dolch, bei dem du eigentlich die Ziselierung zeigen willst, so wirkt dies dem Ziel eher entgegen.

Bei kleineren Gegenständen wende die Nahaufnahme-Technik an. Sie wird den eigentlichen Gegenstand nunmehr jedoch nicht formatfüllend aufneh­men, sondern ihn als Mittelpunkt in ein Stilleben einbauen. Wie Sie das im einzelnen Falle tun, hängt natürlich von den Umständen und den zur Verfügung stehenden Mitteln ab. Als Hinter- und Untergrund für antike Stücke eignen sich besonders altes Holz — poliert oder durch vielen Gebrauch abgegriffen —, und alte Stoffe — Seide, Brokat, Samt oder dergleichen. Ein antiker Kerzen­halter, Kupferstich, ein Buch mit schönem Ledereinband oder ähnliches eignen sich als Beiwerk. Wichtig aber ist vor allem eines: Vergesse bei all dem Arrangieren nicht, worum es eigentlich geht! Nur ein Gegen­stand kann Schwerpunkt der Komposition sein. Alle anderen kommen am besten nur angeschnitten oder eventuell auch unscharf aufs Bild.

Die Ausleuchtung hat jetzt weniger die Auf­gabe, einen Gegenstand bis in die letzten Einzelheiten klar zu zeigen. Sie soll dazu die­nen, Atmosphäre zu schaffen. Ein einzelner Lichtstrahl leistet da oft mehr als ein Dutzend Lampen (= Kunstlichtausleuchtung). Wenn du Innenaufnahmen bei Tageslicht machst, gelingt es Dir vielleicht, den Aufnahme­gegenstand so zu arrangieren, daß einfallen­des Sonnenlicht ihn beleuchtet. Rembrandt-Licht ist der Lohn deiner Mühe: Das eigent­liche Motiv wird von goldenem Licht hervor­gehoben, alles andere verschwindet ange­deutet im Halbdunkel. Sind die Lichtgegen­sätze allzu groß, helle besonders bei Farbaufnahmen mit einem weißen Reflex­schirm auf (= Aufhellen). Übrigens, auch auf die Farbrichtigkeit brauchst du bei solchen Aufnahmen nicht besonders zu achten, denn die Farbe ist nunmehr in erster Linie ein Stimmungselement.