Akt gehört in den gestalterischen Bereich der Fotografie. In technischer Hinsicht stellt er kein Spezialgebiet dar. Sämtliche Lichtführungen und Bildtechniken sind anwendbar, solange sie der gestalterischen Idee entsprechen. Dennoch gilt Aktfotografie als schwierig.

Das hat in der Hauptsache zwei Gründe. Der eine liegt in der Psyche: „Man zeigt sich und andere nicht nackt!“ Und tut man es trotzdem, dürfen es Dritte nicht erfahren. Das ist ein „Moralkonflikt“, den jeder für sich lösen muß.

Siehst du jedoch vor allem das Schöne in einer gelungenen Aktaufnahme- gleichgültig nun, wie du dieses Schöne definierst, so stellt sich der zweite der beiden Gründe zunächst in den Weg:

Der Akt verlangt Vollkommenheit. Kleine Fehler, die wir bei Aufnahmen jeder anderen Thematik großzügig übersehen, werden beim Akt bereits zu Ansatzpunkten harter Kritik. In dieser Hinsicht ist Akt eine strenge Schulung für den Fotografen. Gestalterisch sowie Aufnahme- und Ausarbeitungstechnisch muß er sein Bestes leisten, damit das Bild vielleicht! – als gelungen gelten kann.

Aktfotografie in der Natur

Verbinde deine vorhandenen fotografischen Kenntnisse

Nun hat jeder Fotografierende ein Spezialgebiet, das ihm besonders liegt. Viele dieser Spezialgebiete lassen sich mit dem Akt verbinden, was einen Teil der gestalterischen und technischen Probleme von Anfang an neutralisiert.

Ist die Gegenlichtaufnahme deine Stärke, versuche es selbstverständlich zuerst mit Akt im Gegenlicht.

Ist Landschaft dein Spezialgebiet, stelle den Akt in die Landschaft. Fotografierst du am liebsten Architektur, verbinde ihn mit architektonischen Elementen. Der Akt ist an keine Darstellungsart, an keinen vorbestimmten Raum gebunden. Er ist frei – Kunst um der Kunst willen.

Gib ihm also durch das dir vertraute Bildthema gewissermaßen einen Rahmen, der dir keine Schwierigkeiten bereitet, und du brauchst dich nur noch auf das neue Element – den Akt selbst – konzentrieren.

Die Location spielt eine wichtige Rolle

Ein Blick durch den Sucher der Kamera wird dir zeigen, daß der Akt den Raum beherrscht, in den du ihn stellst. Wähle also einen möglichst einfachen Raum, damit die einzelnen Bildelemente nicht in Wettstreit miteinander treten: Eine öde, jedoch bildhaft wohlgeordnete Landschaft, einen stillen, dunklen Hintergrund für Gegenlicht, einen schlichten Mauerbogen. Das sind um bei den Beispielen zu bleiben Rahmen, in die sich bereits bei den ersten Versuchen der Akt harmonisch einfügen wird.

Die Modellwahl (= Fotomodelle) wird zumindest anfangs nicht vom Ideal, sondern vom Möglichen bestimmt werden. Arbeite nur mit einem Menschen, der ehrlich mit deinen Ideen sympathisiert und in dem du Schönheit verkörpert siehst. Sei darüber hinaus kritisch:

Fast jeder Körper weist Details auf, die nicht den allgemein anerkann- ten Schönheitsbegriffen entsprechen. Durch geschickte Regie wird es dir gelingen, diese Details entweder stark abgeschwächt oder besser gar nicht ins Bild zu bringen. Das Modell sollte seinen Körper willkürlich beherrschen. Wer sportlich aktiv ist oder Ballett-Training hat, bringt die nötige Voraussetzung mit: Gute Körperhaltung ist für einen Akt wichtiger als makellose Körperform. Formfehler kann man verstecken. Ein Körper ohne Spannung und Ausdruck aber „spricht“ nicht. Und die Spannung muß den gesamten Körper erfassen – kein Teil darf unbeteiligt bleiben. Hier eine Aufzählung der häufigsten Haltungsfehler:

Haltungsfehler in der Aktfotografie

  • Kopf zu tief gesenkt, Haare zu weit im Gesicht. Es entsteht der Eindruck eines haarigen Stumpfes oberhalb der Schultern.
  • Kopf heben, Haare so weit aus dem Gesicht, daß wenigstens eine Andeutung von Auge, Nase und Mund sichtbar wird.
  • Schultern zu weit zurückgebogen. Die Schulterblätter treten knochig hervor, ohne daß die Brustlinie verbessert wird. Im Gegenteil, sie wird verflacht und verzerrt. Eine schlechte Brustlinie kann man nur durch Heben der Arme eventuell verbessern. Im erwähnten Fall: Schultern ein wenig nach vorn und innen rollen.
  • An den Körper gepreßte Arme wirken plump.
  • Luft zwischen Arme und Körper – Luft, die man im Bild sieht!
  • Ellbogen entweder zu einem spitzen oder zu einem stumpfen Winkel beugen. Der rechte Winkel wirkt eckig.
  • Falten am Hals und oberhalb der Hüfte sind nach Möglichkeit zu vermeiden. Gewöhnlich genügt eine kleine Drehung, um sie ver- schwinden zu lassen.
  • Bauchdecke stets spannen, ohne den Bauch krampfhaft wegzuziehen.
  • Knie nie durchdrücken! Es verdirbt die Beinlinie. Das leicht, ja nur andeutungsweise gebeugte Knie ergibt die beste Beinform.
  • Ein auf Zehen gestellter Fuß verlängert die Beinlinie und wirkt elegant.
  • Füße, die direkt auf die Kamera gerichtet stehen oder aber nur den Hacken zeigen, wirken verkrüppelt.
  • Füße stets in spitzem oder in stumpfem Winkel zur Kamera stellen!
  • Beim sitzenden oder knienden Modell: Nie Körperteile belasten, die dadurch deformiert werden (Schenkel, Gesäß), Körpergewicht auf die kameraabgewandte Seite verlagern.
  • Und zuletzt noch ein Tip für dich: Ein tiefer Kamerastandpunkt bringt die Körperproportionen des stehenden Modells stets am besten zur Geltung.
  • Was das Fototechnische anbelangt, ist Aufhellen, Aufhellblitz, Blitzlichttechnik, Gegenlicht, Frontallicht, Ausleuchtung, Seitenlicht, Streulicht und Silhouetten die bestimmenden Begriffe

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