Im richtigen Licht erstrahlen
Jetzt springt es dir ins Auge: hast du die Dinge auch im richtigen Licht gesehen? Licht ist ja so etwas selbstverständliches. Man denkt nicht darüber nach. Licht ist eben Licht – oder?
Mache den Versuch, gehe nochmals zu dem wunderschönen Motiv, dass du an einem strahlenden Morgen fandest. Versuche es am Nachmittag eines trüben Tages. Du wirst es nicht finden. Licht mach die Dinge eben nicht mehr sichtbar, es benötigt auch das rechte Licht.
Und unter gewissen Umständen kann das Licht dich verzaubern. Mit vier Arten von Licht haben wir es in der Natur zu tun: ist der Himmel bedeckt, streut er sein dicht. Das Auge wandert über die Dinge, findet nirgendwo so recht halt, unterscheidet dafür aber unzählige, kleine Einzelheiten. Scheint die Sonne von vorn, Also in die gleiche Richtung, in die du schaust, so sieht das Auge alles klar aber ohne Tiefe.
Kommt das Licht von der Seite, werden die Dinge plastischer, der Raum zwischen ihnen tritt deutlich hervor. Kommt das Licht aber von hinten auf dein Motiv als Gegenlicht. So gespielt dass die Dinge mit Lichtsäumen und Reflexen, dann fängt es an zu zaubern: ein Teil der Gegenständlichkeit geht verloren. Manches verliert seine Identität, manches aber gewinnt gerade zu abstrakte Allgemeingültigkeit: ein See, ein Berg oder bald im Gegenlicht ist kein bestimmter See, Berg oder bald mehr, er ist See, Berg, Wald schlechthin.
Licht enthüllt, dramatisiert, verzaubert, was der Stand. Geordnet und die Perspektive in Beziehung zu einander gesetzt hat. Das ganze nennt man Motiv Gestaltung. Fotografiert, ist es mehr als eine optische Notiz. Es ist ein Bild.
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